Mit dem Motorrad alleine zum Nordkap
TAG 4 – „KRISTIANSUND“
Während ich gestern Abend vor meinem Zelt am Schreiben bin kommt ein deutscher Herr mittleren Alters auf mich zu und berichtet, dass er hier mit seinem T4 Karmann seit letzter Woche Donnerstag gestrandet sei. Da er seit 4 Monaten in Rente ist wäre es ja nicht schlimm, ab es sei doch langsam recht langweilig hier auf dem Campingplatz. Ich kann ihn ja sooo gut verstehen (aber dazu anderweitig mehr). Dem VW T4 ein Riemen gerissen und die vom ADAC beauftragte örtliche Werkstatt geht von einer zweiwöchigen Wartezeit für Ersatzteile aus. Ich wünsche ihm, dass er so schnell wie möglich (ebenfalls Richtung Nordkap) weiterkommt. Seine verabschiedenden Worte, dass es hier nachts auf dem Platz recht kalt ist geben mir kurz zu denken.
Kalt hin oder her, mir macht heute Morgen der dauerhafte Regen viel mehr Sorgen. Dieser führt dazu, dass ich erst am späten Mittag und völlig entnerft meine Sachen mitten im Regen zusammenpacke, denn hier möchte ich nicht bleiben.
Ich fahre von Andalsnes die 64 Richtung Kristiansund. In Afarnes heißt es Richtung Solsnes (60 Kr) Fähre fahren. Höhe Rolsoya geht es mit einem Gefälle von 9 % ab unters Wasser durch den Tunnel. Ich mache über die E39 einen Abstecher nach Molde. Zitat aus der Karte mit Sehenswürdigkeiten des ADAC „Begünstigt von dem Golfstrom gedeihen vor allem in den Gepflegten Wohngegenden oberhalb des Zentrums blühende Gärten mit einer bunten Vielfalt an Rosensorten.“ Das wollte ich sehen. Die oberen, sogar die obersten, Wohngegenden werden von mir beidseitig akribisch abgefahren. Von Rosen keine Spur. Lediglich Rhododendren zeigten sich im Angesicht ihrer Blüte. Ich beschließe mich wieder auf die 64 zu bewegen. Diese hat zunächst für lange Zeit einen recht unspektakulären Straßenverlauf. Mit zunehmend interessanteren Verlauf erfolgt über zahlreiche Brücken ein spektakuläres “Inselhopping“, das Seinesgleichen sucht.
Wie würde Commander Spock von Raumschiff Enterprise dazu sagen? Faszinierend!
Wenige Kilometer haben sich Straßenräuber der Securitas breit gemacht und fordern einen Wegzoll von 65 Kronen ein. Hierfür darf man mit einem Gefälle von 10 Prozent einmal mehr unter Wasser die nächste Insel – mein heutiges Tagesziel – erreichen. Da das Wetter trocken ist, suche ich mir einen hiesigen Campingplatz.
Kurz nach mir trifft auf dem Campingplatz ein junger Mann aus Flensburg mit seiner KTM 690 Enduro ein. Ursprünglich wollte er mit seinen anderen Kumpels nach Italien. Die hatten diesmal aber keine Zeit. Somit hat er für sich beschlossen, ebenfalls alleine zum Nordkap zu reisen. Im Gegensatz zu mir ist er durch das für Motorradfahrer langweilige Dänemark gefahren. Im Norden Dänemarks hat er ebenfalls eine Fähre nach Norwegen genommen. Auf seinen gelben Benzinkanister auf dem Heck angesprochen erklärt er mir, dass er nur einen 12 Liter Tank habe und so würden ihm 17 Liter zur Verfügung stehen. Wie auch immer. Geholfen hat ihm auch der Kanister nichts. Denn so wie er berichtet wisse er nach seiner jüngsten Erfahrung, dass er nach Aufleuchten der Reservelampe noch rund 40 km fahren kann. In Dänemark ist er mangels Sprit im Tank liegen geblieben und musste rund einen Kilometer schieben.
Ich wünsche ihm von hieraus noch viel Spaß mit seiner noch recht jung erworbenen KTM.
Fakten:
Temperatur zwischen 12,5 und 16 Grad
Gefahrene Strecke: 151 km
Fähre/n: 1,73 Seemeilen (3,2 km) mit der Fähre – 0,25 Std. Fahrzeit
Campingplatz: Westcamp AS, Atlanten Turistsenter (150 Kr) – Kristiansund