Rußland erwartet uns.
Nach einer kurzen Nacht versuchen wir in Finnland noch unsere „Tauschchallenge“ zu erfüllen. Dies gelingt uns nachdem wir einen ruhig gelegenen Seitenweg einschlagen recht gut. Uns werden sogar noch Gastgeschenke mitgegeben. Nette Leute hier. Unser Tagesziel ist auch heute irgendwo im Nirdgendwo. Um den vorgesehenen Grenzübergang nach Rußland zu erreichen müssen wir wieder einen kleinen Abstecher über Norwegen machen.
Schon seit Tagen treibt uns um, dass wir kein „D“ auf dem Auto haben. Was in Rußland Pflicht ist. Aus der Natur heraus bekommt man so ein D natürlich auch nicht außerhalb von Deutschland. An der letzten Tankstelle vor Rußland fragen wir nach einem Zettel und Edding und haben unser eigenes „D“ a la Rubens gemalt. Netterweise haben die Mitarbeiter der Tankstelle unser D noch einlaminiert, so dass es Wetterfest ist. Mit zu viel Alkohol wollten wir an der Grenze nicht angehalten werden. Also hieß es an der Tanke ein paar Autofahrer anzusprechen und Ihnen mit dem einen oder anderen Bier eine große Freude zu machen. Hätten wir gewusst, dass wir doch so lange auf der Straße sind, dann wäre das eine oder andere Bierchen erst gar nicht besorgt worden.
Unwissend über das, was uns erwartet, haben wir uns kurz vor dem Grenzübergang mit drei anderen Teams verabredet, mit denen wir Rußland durchfahren werden. Unsere Kontrolle dauert mitsamt Ausfüllen sämtlicher Papiere rund zwei Stunden. So sehr sich die GrenzbeamtInnen bemüht haben, böse aussehen zu wollen, desto schelmischer erschien jedes einzelne Lächeln, dass ihnen dann doch hier und da mal über die Lippen kam.
Formulare aufüllen -Auto auspacken – Auto einpacken – Alles gut! (?) Hmmm – und was ist mit unserem Alkohol? Wir schienen zu den Fahrzeugen zu gehören, bei denen der Alkohol nicht kontrolliert wurde. Skandal!
Mit der Gruppe nach der Grenze schnell 4 Sim-Karten für Internet (30 GB für 5 Euro) geholt und weiter zum HÖLLENLOCH. Das wohl tiefste und mit Mythen überzogene Borloch der Welt. Um dort hinzukommen mussten wir rund 5 km über teilweise unwegsames Gelände gehen.
Was uns erwartete war faszinierend und beängstigend zu gleich. Verlassene Gebäudetrakte. Im Inneren dunkel. Es finden sich Hinterlassenschaften, die von einem eher schnellen Abzug aus dem Gebiet zeugen. Verstaubte Unterlagen, Dienstbücher und in einigen Zimmern und Fluren Schuhe in Formationen, als wären die Leibe der ehemaligen TrägerInnen einfach aus ihnen herausgezogen worden. Nach dem Rückmarsch entscheiden wir allesamt auf dem Abbaugelände zu bleiben und dort zu campen.
Eine stürmische Nacht erwartet uns, als hätten wir wütende Geister vom Höllenloch mitgenommen.
- Kilometer: 296
- Fahrzeit: 5,5 Stunden
- Schlafplatz: Zelt (Wildcamping)