Mit dem Motorrad alleine zum Nordkap
TAG 3 – „AUF ZU DEN TROLLSTIGEN“

 

Die letzte Nacht war laut und kalt. Über dem Campingplatz ist zu meinem Nachsehen eine Straße. Der Wettergott meint es heute morgen auch nicht gut mit mir. Es regnet. Mal mehr – mal weniger. Ich verlasse mich auf die Voraussagen der Herrschaften von wetter.xxx und werde mein Glück ab 11.00 Uhr versuchen. Derweil brühe ich mir in der Gemeinschaftsküche eine Kanne Kaffee und komme mit einem einheimischen norwegischen Künstler und einem deutschen älteren Ehepaar ins plaudern. Mein heutiges Motto wird nicht nur jetzt lauten „ I´m from Germany and i can´t speak english“. Die Menschen hier sind unheimlich rücksichtsvoll und versuchen mit der Situation klar zu kommen. Umso mehr freuen sie sich, wenn dann doch das eine oder andere aus dem Schulenglisch übrig gebliebene meine Lippen verlässt. „Small“Talk eben.

Der norwegische Künstler aus dem Nachbarort versucht uns mit Bildern vom Handy in seine Galerie zu bewegen. Er versteht allerdings sofort, dass ich nun wirklich keinen Platz für seine Bilder auf meinem Motorrad habe. Auch das Paar (mit T5 Camper unterwegs) gibt zu verstehen, dass ihr Fahrzeug zu voll für weiteres Gepäck wäre. Er, selbst eine Virago fahrend, erzählt, dass er mit seiner Gruppe  „NaturFreunde“ nicht mehr mitfährt, da er und sein Bike mit den anderen Gruppenmitgliedern nicht mehr mithalten würden. Kurz gesagt: Er und das Bike (zu) alt – die anderen Bikes und Mitglieder wohl jünger. Schade eigentlich.

Das Wetter wird trocken und ich baue das Zelt im nassen Zustand ab. Auf geht´s. Mit Freude vernehme ich, dass mich die mittlerweile zahlreich draußen stehenden, zumeist älteren, Camper –  gleich welcher Nation – mit Winken und Daumen zeigen verabschieden. Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe. Aber es freut mich ungemein. Also kann´s heute nur noch gut werden.

Heutiges Ziel ist die Trollstigen (Trollleiter).

Zweimal werde ich von Tieren ausgebremst. Erst sind es Ziegen, die meine Fahrbahn entgegenkommend blockieren. Es müssen englische Ziegen sein, denn die Gegenfahrbahn haben sie freigelassen. Gut für uns, da wir so vorsichtig an ihnen vorbeifahren können. Einige Zeit später blockiert eine Kuh einen vor mir fahrenden Bus. Nachdem sie die Fahrbahn endlich räumt schaut sie den vorbeifahrenden Fahrzeugen mit stoischer Ruhe zu und scheint zu denken: „Pah, ich hätte euch auch noch länger warten lassen können.“

Hunger macht sich bemerkbar. In einem Imbiss (Kiosk) an einer Statoil Tankstelle bestelle ich mir einen Burger mit Cheese und Bacon. Die asiatisch aussehende Norwegerin bereitet frisch einen hervorragend schmeckenden Burger zu. Lecker.

Lecker Burger

Am nächsten „Straßenende“ angekommen muss ich auf die Fähre Stranda-Liabygda (62 Kr) warten. Ich bin der erste und stell mich auf Platz eins in die Reihe eins. Da die Fähre noch weit entfernt ist beschließe ich, in dem Sportladen nebenan eine Decke zum Unterlegen für meine Luftmatratze zu besorgen. Wenn ich mich bewege, dann scheuert die Matratze mit dem Boden des Zeltes und macht wahnsinnig laute Geräusche. Durch das unangenehm störende Knartschen werde nicht nur ich wach, sondern auch der eine oder andere Mitcamper (sorry nachträglich). Ich habe heute schon drei andere Läden durchsucht, aber keine Decke oder Ähnliches gefunden. So bin ich schnell reingelaufen und habe zweimal raus gekuckt. Die Fähre ist beide Male weit weg. Da ich keine Decke finden kann, nehme ich zwei Microfaserhandtücher. Das muss jetzt reichen. Auf dem Weg zum Bezahlen sehe ich mit dem linken Augenwinkel, dass das letzte Fahrzeug die mittlerweile ankommende Fähre verlässt. Au Backe. Dort, wo es vorher leer war, stapeln sich jetzt hinter meinem Moped und in Reihe zwei und drei die Fahrzeuge. Karte gezückt, gezahlt und die Hacken in den Teer gehauen. Als mich der zunächst ungläubig umsehende Fährmann mit meiner neuen Einkaufstüte wedelnd auf dem Weg zum Motorrad erspäht, lacht er. Ich denke er ist froh, dass ich mit meinem Einkauf die hiesige Wirtschaft ankurbele. Die Überfahrt verläuft ruhig. Leider sind die Bordwände, Bug und Heck so hoch, dass man nicht herausschauen kann. Das erinnert mich irgendwie an die alten MzL von der Marine.

Weiter Richtung Trollstigen. Auch hier erwartet mich eine unglaublich tolle, kurvenreiche  Landschaft. Kurz vor meinem Ziel säumt der Straßenrand meines Weges Schnee, Schnee und nochmals Schnee.

Die Trollstigen sind schon Wahnsinn. Und doch bin ich froh, dass bei meiner Ankunft nicht so viel los ist und ich rechtzeitig vor dem Eintreffen von ein paar Irren, die mit ihren Sportwagen ohne Pardon hochgekachelt sind, unten angekommen bin. Mal sehen, vielleicht fahre ich auf der Rücktour die Strecke mal hoch.

 

Fakten:
Temperatur zwischen 9 und 20 Grad
Gefahrene Strecke:   285 km
Fähre/n: 1,62 Seemeilen (3 km) mit der Fähre – 0,25 Std. Fahrzeit
Campingplatz: Andalsnes Camping og Motell A (175 Kr – Dusche 15 Kr) – Andalsnes

Norwegen TAG 3

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